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Googelst Du noch?
Von Matthias Möbius on Dienstag, 17. Dezember 2019
Kategorie: Blog

Googelst Du noch?

Der Autor ist dabei, den Begriff „googeln“ wieder aus seinem Wortschatz zu streichen. Warum?

In seinen ersten Jahren war „Google“ ein nutzerfreundliches Instrument zur Orientierung im Internet. Auch heute liefert die Suchmaschine gute Ergebnisse. Suchen war einige Jahre gratis. Heute ist das anders. Du zahlst in einer neuen Währung.  An der Suche selber hat sich wenig verändert, der Preis dafür ist allerdings hoch. Die neue Währung heisst „persönliche Daten“. Der Wert dieses Zahlungsmittels ist höher als jegliche existierende Geldwährung. Wobei ein Konzern wie Alphabet, zu dem die Marke Google gehört, Deine Daten in Geldwährung umwandelt. Bei diesem Umwandlungsprozess verdienen die Betreiber der meisten „Gratis“-Angebote im Internet nicht schlecht und lassen sich bei ihrem Geschäft von einer Armee von Freiwilligen mit Daten bezahlen. Der Gegenwert, den Du in Form z.B. eines guten Suchergebnisses bei Lieferung Deiner Daten erhältst ist allerdings ein denkbar schlechter Tausch.

Wir haben uns daran gewöhnt, mit Google im Internet zu suchen. Es ist Zeit, sich Alternativen anzuschauen. Und die gibt es. Ich habe in den vergangenen Monaten Google als Standardsuchmaschine von meinen Geräten entfernt und zuerst einige Zeit mit Ecosia und später mit Startpage gesucht. Von Zeit zu Zeit habe ich Google als Alternative aufgerufen, um zu erfahren, was mir der Klassiker für Ergebnisse präsentiert. Hier meine Erfahrungen beim Suchen im Internet.

Ecosia ist die Suchmaschine aus Berlin, die damit wirbt, dass sie Bäume pflanzt. Das ist natürlich ein Argument, was von vielen, die sich BIO und ÖKO auf die Fahnen geschrieben haben, aufgegriffen wird. Du machst Suchanfragen und tust dabei gleichzeitig etwas Gutes für  unseren Planeten. Bei jeder 45. meiner Suchanfragen pflanzt Ecosia einen Baum. Ich war erst einmal begeistert. Je mehr ich mich jedoch mit dem Geschäftsmodell von Ecosia beschäftigt habe, um so skeptischer wurde ich. Ecosia basiert auf der Suche von Bing. Bing ist die Suchmaschine von Microsoft. Bing ist auf dem Markt der Datenextraktion über Suchanfragen ein Konkurrent von Google. Und Bing arbeitet kaum anders als die Konkurrenz. Suchst du also mit Ecosia/Bing, passiert mit Deinen Daten in etwa das Gleiche, wie wenn Du mit Google suchst. Positiv ist anzumerken, dass die Qualität der Suchergebnisse bei Ecosia/Bing immer besser wird und wie verschiedene Tests ergeben haben, Google kaum noch hinterherhinken. Dies und die Bäume wären aber schon fast alles, was nach einer etwas intensiveren Beschäftigung mit dem Thema für Ecosia spricht. Deine Daten können Dir zugeordnet, deine Bewegungen verfolgt, gespeichert und auf dem Markt gehandelt werden. Was ich dabei besonders ärgerlich finde ist, dass Ecosia diesbezüglich seinen Nutzern gegenüber nicht Klartext redet. Es wird am Image der ökologischen Suchmaschine gebastelt, der Nutzer aber über die Verarbeitung seiner Daten im Unklaren gelassen. Damit meine ich, dass es Insidern vorbehalten bleibt, zu verstehen, was bei Ecosia wirklich mit meinen Daten passiert und ich auch erst eine ganze Weile recherchieren musste, um zu schreiben, was ich hier schreibe. 

Da bist du bei Startpage besser aufgehoben. Die Suche über die niederländische Firma gibt es seit mehr als 20 Jahren. Vielleicht ist Dir irgendwann schon mal der Namen „Ixquick“ über den Weg gelaufen. Die heißen jetzt Startpage. Du suchst bei Startpage über Google. Aber anders als bei Ecosia/Bing werden Deine Daten von Startpage nicht an Google weitergegeben. Deine Spuren im Internet werden nicht verfolgt und auch nicht ausgewertet. Du kannst sogar Deine Suchergebnisse in einer „anonymen Ansicht“ aufrufen. Das verhindert, dass die Seite, die Du im Internet aufrufst, irgendwelche Daten von Dir speichern kann. Der Händler oder z.B. Facebook identifiziert Dich als „Startpage“. Es können dabei keine Cookies auf Deinem Rechner abgelegt werden, es können z.B. auch keine personalisierten Verkaufsempfehlungen auf Dich abgestimmt werden. (Zwischenbemerkung: Für manche Menschen hat es etwas „kriminelles“, wenn sie von anonymem Surfen im Internet hören. Für mich ist das Gegenteil kriminell – das ich im Internet nicht selber darüber entscheiden kann, wem ich welche Informationen über mich und mein Leben gebe, dass ich ausspioniert und beobachtet werde und ich -falls ich Facebook nutze- davon ausgehen kann, dass Facebook mehr über mich weiss als meine besten Freunde und Verwandten. Aber das ist ein anderes Thema ...) Startpage liefert gute Suchergebnisse und schützt gleichzeitig konsequent wie keine andere Suchmaschine Deine Daten. Deshalb kamen die Niederländer auch bei einem Vergleich der Stiftung Warentest auf Platz 1 aller getesteten Suchmaschinen – vor Google.

Zugegeben, ein wenig Umgewöhnung braucht es schon. Startpage kann nicht alles so gut wie Google. Auch ist die Aufmachung der Webseite gewöhnungsbedürftig. Umgewöhnung braucht seine Zeit. Wenn ich das Gefühl habe, ich sollte paralell noch mal bei Google schauen, dann tue ich das auch. Wobei mir mit den vergangenen Wochen aufgefallen ist, dass Startpage mir durchaus auch Ergebnisse liefert, die mir Google nicht geliefert hat. Der Grund dafür ist einfach: Da Google mich „erkennt“, werden mir mit der Zeit immer mehr selektierte und auf mich persönlich zugeschnittene Ergebnisse gezeigt. Das ist die Blase, von der oftmals geredet wird – irgendwann lebst Du nur noch in Deiner sichtbegrenzten Welt. Mit Startpage kann Dir das nicht passieren, da jede Suche frei von Dir zuordbaren und von dir gelieferten Daten über Dich ist. Die gibt es nämlich bei Startpage nicht.

Wer bei diesem Thema noch ein wenig vertiefen möchte, darf gerne weiterlesen.

Das Wort „googeln“ wurde schon 2004 in den Duden aufgenommen, da es sich im allgemeinen Sprachgebrauch für „im Internet suchen“ durchgesetzt hatte. Der Eintrag im Duden gefiel Google aber gar nicht, denn Google wollte nicht, dass jemand in einer anderen Suchmaschine als Google googelt. Und dies war Google nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern wichtig. Und so mussten die Redaktionen verschiedener Wörterbücher auf Drängen der Google-Juristen neu formulieren. Im Duden hiess es in der Folgeauflage für „googeln - mit Google im Internet suchen“. (Hintergrund dieser Aktion von Google war die berechtigte Befürchtung, durch eine allgemeinsprachliche Nutzung des Begriffs „googeln“ den Markenschutz am Wort selber zu verlieren.)

Meine Empfehlung ist, weder den Begriff „googeln“ noch die Suchmaschine selber zu nutzen. Google hatte in Deutschland in 2018 einen Anteil von gut 95% bei allen Suchanfragen. Die restlichen Anteile teilen sich Bing und Yahoo, wobei die Suchanfragen bei Yahoo wie bei Ecosia über die Server von Bing laufen.  Alle anderen Suchmaschinen liegen unter einem Prozent. Google hat in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern einen extrem hohen Marktanteil. Die Frage ist, warum in Deutschland nicht zu den Alternativen gewechselt wird. Denn Alternativen gibt es genug.

Bei der Suche nach Alternativen spielt eine wesentliche Rolle, wo die Server stehen, auf denen die Suche letztendlich läuft und ob die eingegebenen Daten an diese Server weitergegeben werden oder nicht. Die anonyme Suchmaschine DuckDuckGo speichert keine Daten von Dir. Da die Server allerdings in den USA stehen, hat der dortige Staat unbegrenzte Zugriffsmöglichkeiten, Dich beim Suchen sogar live zu verfolgen. Das kann er bei Google oder Bing natürlich auch.

Beim Suchen mit Startpage, MetaGer oder Qwant bleibst Du auf europäischen Servern. Und Europa ist wohl aktuell das einzige Territorium weltweit, auf dem es noch einen minimalen Schutz der Privatsphäre gibt.

Aber egal für welche Suchmaschine Du Dich entscheidest – jede Alternative zu Google ist es wert, genutzt zu werden. Und wenn es heisst, mit Ecosia/Bing einen Beitrag zu leisten, Bäume zu pflanzen.

Links zu den im Text erwähnten Suchmaschinen:

Startpage

Ecosia

Duckduckgo

Metager

Qwant

Bing (Microsoft)

Google (Alphabet)

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