Corona-Echo

Leben und Erleben im Angesicht der unter dem Vorwand der Bekämpfung eines gefährlichen Virus getroffenen Maßnahmen. Die hier geäusserten Meinungen geben die Meinungen der Verfasser*innen der Beiträge wieder. Falls ohne Namen, sind die Namen den Verantwortlichen dieser Webseite bekannt. Du darfst hier schreiben, was Dich betroffen macht ...

 

11.11.2020

Nebenwirkungen „der neuen Realität“

Das Coronavirus oder präziser gesagt die verhängten Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung haben inzwischen gerade für Familien mit mehreren Kindern extrem einschränkende Konsequenzen.

Wir sind eine Familie mit vier Kindern und leben in einer kleinen „Großstadt“. Während das älteste Kind studiert, besuchen zwei weitere Kinder unterschiedliche Schulen und das jüngste Kind geht in den Kindergarten. Groß von der Politik angekündigt, sollen Kita und Schulen geöffnet bleiben, doch die Realität hinter diesem Versprechen sieht vollkommen anders aus. Vor wenigen Tagen wurde uns beim Abholen der Kinder aus dem Kindergarten mitgeteilt, dass das Gesundheitsamt wegen eines Corona- Verdachtsfalls bei einem Kind (das noch nicht mal in der Gruppe unseres Kindes ist) den Kindergarten schließt und alle Kinder für 14 Tage in Quarantäne müssen. Kurze Zeit später dann das offizielle Schreiben des Gesundheitsamtes, wo wir dazu aufgefordert werden unser Kind häuslich abzusondern, am besten im eigenen Zimmer und wenn das nicht möglich sei, dann sollen wir alle Masken tragen und mindestens 1,5 Meter Abstand halten. Das Haus darf von unserem Kind nur verlassen werden, wenn das Gesundheitsamt, dem zustimmt. Bei Zuwiderhandlung wurde uns eine Haftstrafe von bis zu 2 Jahren oder eine 20000 Geldbuße angekündigt. Unser Kind war zu diesem Zeitpunkt kern gesund und dennoch wurde uns mitgeteilt, dass sollte es Husten, Schnupfen oder Fieber in der Zeit der Quarantäne bekommen, dann würde auch ohne Test davon ausgegangen, dass eine Coronainfektion vorliegt und die Quarantäne würde sich automatisch um 14 Tage verlängern… Wie erklärt man diese Zusammenhänge einem aufgeweckten, bewegungsfreudigen Kind, das jeden Tag viele Stunden draußen spielt und ausgiebig mit seinen Eltern kuschelt und oft noch im Bett der Eltern schläft? Die Konsequenzen im Familienumfeld sind größer, als man vielleicht denkt, z.B. darf das Kind nicht einfach die Tür öffnen wenn es klingelt, nach draußen gehen und eigentlich eben auch keine Zeit mit Eltern oder Geschwistern verbringen, auch gemeinsame Mahlzeiten sind nicht vorgesehen etc. Durch die Androhung von Haft oder einer für uns nicht einfach zu schulternden Geldbuße entsteht automatisch für uns Eltern eine angespannte Situation, in der es gilt kreativ einen Weg zu finden, dem Kind nicht zu schaden und gleichzeitig keine (Haft-)strafe zu riskieren.

Der Alltag ist plötzlich komplett neu zu organisieren, denn ein Kind im Kindergartenalter kann nicht einfach unbeaufsichtigt alleine zu Hause bleiben, Beruf und der sonstiger Alltag müssen aber weiter gestaltet werden. Und dann kommt die vollkommen absurde Situation, dass ja nur unser Kindergartenkind in Quarantäne ist, alle weiteren Familienmitglieder dürfen weiter in Schulen und Beruf!!! Das lässt sich mit gesundem Menschenverstand nicht verstehen.

 

Für mich wurde schnell klar, dass unser Kind zum Zeitpunkt, als der mutmaßliche Coronafall im Kindergarten war für 14 Tage gar nicht in der Einrichtung war, weil wir wegen der Ferien Zeit als Familie gestaltet haben. Die Quarantäne war also in unserem Fall und auch im Fall vieler weiterer Familien vollkommen zu Unrecht verhängt. Diese Willkür macht betroffen! Denn die Anordnung einer Quarantäne stellt einen Eingriff in die persönliche Freiheit in erheblichem Umfang dar und wenn dann noch nicht mal ein ausreichender Verdacht besteht, lässt mich das langsam an der Rechtmäßigkeit und Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen zweifeln. Letztlich stellte sich sogar heraus, dass die ganze Einrichtung nicht hätte geschlossen werden dürfen, weil das mutmaßlich infizierte Kind dann doch negativ getestet wurde. Es wurden also in unserem Fall weit über 100 Kinder einfach so in Quarantäne geschickt. Bei uns im Stadtteil gibt es einige Familien, die seit 4-6 Wochen mit dem Thema Quarantäne beschäftigt sind, dies ist schnell der Fall wenn man mehrere Kinder hat! Denn sobald in einer Schulklasse ein Fall auftritt, oder eben im Kindergarten werden die Kinder aus einer Klasse oder Gruppe alle für 14 Tage quasi in Hausarest gesteckt! Das ist die Realität hinter der Tatsache, dass die Schulen und Kindergärten geöffnet bleiben! Und wenn Kinder Pech haben, dann sind sie mehrfach in den nächsten Wochen von Quarantäne betroffen. Da eine Schulpflicht besteht, können Eltern ihre Schulkinder noch nicht einmal vor diesen Maßnahmen schützen. Die Folgen für das sozial- emotionale Wohl von Kindern und Jugendlichen, die immer wieder in diese Situation kommen und vielleicht dann noch in schwierigen Verhältnissen zu Hause leben, werden vollkommen außer Acht gelassen.

 

Die nächste Folge für Kinder und Jugendliche ab dem fünften Jahrgang ist, dass sie auch in Ganztagsschulen den kompletten Schulalltag lang Masken tragen müssen. Diese Auflage gilt ab einem Inzidenswert von 50 Testpositiven Personen auf 100000 Einwohner, und dieser Wert ist in vielen Städten und Gemeinden erreicht. Eines unserer Kinder berichtet, dass jeden Tag Kinder durch das Tragen von Masken Kopfschmerzen bekommen, sich schlecht konzentrieren können etc. Unser Kind kommt seit dieser Anordnung fast jeden Tag mit verquollen Augen aus der Schule. Das Land Niedersachen hat per Dienstanweisung seine Lehrkräfte verpflichtet, darüber zu wachen, dass Kinder, die von Maskenpflicht befreit werden ein Attest vorlegen müssen auf dem eine Diagnose plus eine ausführliche medizinische Begründung für die Befreiung von der Maskenpflicht vorliegt… An dieser Stelle wird die ärztliche Schweigepflicht mit Füßen getreten. Und gerade bei Kindern, die wegen psychischer Erkrankungen oder traumatischer Erlebnisse, wie z.B. Missbrauch oder Gewalt, keine Maske tragen können, ist das Offenlegen einer Diagnose in keiner Weise akzeptabel!

 

Kinder und Jugendliche in Schulen sind seit Monaten einem enormen Druck ausgesetzt weil immer wieder neue Regeln und Verordnungen von ihnen zu befolgen sind, vieles ist davon ist in keiner Weise als kindgerecht einzustufen. Lehrkräfte haben z.T. als Beamte Stress alle Verordnungen umzusetzen auch wenn es ihnen z.T. selber widerstrebt oder sind total angespannt, weil sie Sorge haben sich zu infizieren. All das bekommen unsere Kinder und Jugendlichen täglich zu spüren und es hinterlässt Spuren gerade im Sozialverhalten und viele haben zunehmend mit Ängsten und Unsicherheiten zu tun.

 

Nein, ich gehöre nicht zu den Menschen, die Corona für eine Lappalie halten. Mein ältestes Kind studiert in Schweden und ist dort an Corona erkrankt gewesen. Bis heute gibt es Folgen, weil der Geruchsinn noch immer nicht wieder richtig aktiv ist und das Konzentrationsvermögen und die körperliche Fitness auch 6 Monate später noch nicht wieder wie vor der Erkrankung sind. Aber meine Tochter steht zum schwedischen Weg und hat für sich klar, dass sie auch hätte mit dem Auto oder Fahrrad verunglücken können mit unvorhersehbaren Folgen. Dazu kommt, dass der schwedische Weg, hier in den Medien meist vollkommen verzerrt wiedergegeben wird. In Schweden ist die Realität durch Corona auch eine andere und das öffentliche und soziale Leben ist stark reduziert. Aber man überlässt es dem gesunden Menschenverstand auf sich und andere achtzugeben.

 

Ich selber gehöre auch aufgrund einer Erkrankung des Nervensystems zur Risikogruppe. Aber ich habe mich für einen Weg ohne Angst mit Respekt vor diesem Virus entschieden. Ich erwarte nicht, dass eine komplette Gesellschaft ihre grundlegenden Rechte aufgeben muss, damit ich geschützt bin. Es gibt Möglichkeiten für mich individuell und auf Fakten basiert zu bewerten, wo ich mich einem Risiko aussetzte. Ich arbeite z.B. immer wieder mit Kindergruppen in der Natur und kann mich hier fragen Risiko oder Lebensfreuden? Gerade in den letzten Monaten waren die Kinder sehr dankbar, dass wir ihnen in unseren Projekten unbefangen begegnet sind und sie Raum hatten zum sich entfalten. Das sind Momente, die glücklich machen. Und Glück zu empfinden ist ein wichtiger Baustein zur individuellen Gesundheit! Ich frage mich, was es mit uns macht, wenn wir weiter in jedem zwischenmenschlichen Kontakt eine potentielle Gefahr, wenn nicht sogar den Tod sehen??? Menschen brauchen Kontakt und Zuwendung um sich zu entwickeln. Und ich mache mir Sorgen um die vielen Kinder und Menschen, die gerade unter all diesen Maßnahmen leiden, ohne dass sie sich wehren können. Wir dürfen als Gesellschaft uns nicht wortlos in unserer Schicksal fügen, Corona ist ein Virus, das hat sich keiner ausgesucht, aber die Maßnahmen und die bewusst in die Köpfe der Menschen gepflanzte Angst, die sind bewusst erzeugt!

 

Rav., 43 Jahre

 

 

 

06.09.2020

Alte schützen

„Aber wir müssen doch unsere Alten schützen!“
Unter dem Corona-Regime wird dieser Satz - gern im Brustton der Überzeugung -  selbst von Menschen geäußert, die dieser Diktatur kritisch gegenüber stehen. Dies kann ich mir nur so erklären, dass sich diese Menschen kaum eine Vorstellung davon machen können, wie dieser angebliche Schutz in deutschen Alten- und Pflegeheimen konkret aussieht, welche oder was für Corona-Maßnahmen unter dem Deckmantel „Schutz“ hier durchgeführt werden - auch gegen den ausdrücklichen Willen der Insassen oder deren Angehörige.


Als drastischster Maßnahmen-Komplex ist wohl der anzusehen, der auf die Vereinsamung der Insassen abzielt. Meine Mutter sitzt mit ihren 88 Jahren seit zwei Jahren - eigentlich auf freiwilliger Basis - in einem großen Hamburger Pflegeheim ein. Anders kann ich es inzwischen nicht mehr ausdrücken. Meine Mutter ist eine fröhliche Frau, die fast allem eine positive Seite abgewinnen kann. Ihr liegt es fern zu klagen. Solange in ihrer unmittelbaren Nähe keine Bomben fallen, findet sie alles nicht so schlimm. Sie legt allerdings viel Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild.


Vor der Einführung der Corona-Maßnahmen, also vor der Machtübernahme durch das Corona-Regime, hatte es ihr ganz gut gefallen in ihrem Pflegeheim. Seit etwa einem halben Jahr nun ist meine Mutter gezwungen, alle Mahlzeiten allein in ihrem Zimmer zu sich zu nehmen. Das Essen aus der Großküche schmeckt ihr seitdem noch weniger als zuvor. Ihr fehlt der Austausch mit den anderen Insassen. Obwohl meine Mutter hart im Nehmen ist, wie wohl typisch für die Frauen der Kriegsgeneration, hat sie in dieser Zeit körperlich stark abgebaut. Das kann natürlich an ihrem hohen Alter liegen, ich sehe aber auch einen Zusammenhang mit der fehlenden Physio-Therapie. Den Therapeuten sei es untersagt, so wurde ich informiert, das Pflegeheim zu betreten. Die nötigen Behandlungen sind ersatzlos gestrichen. Ebenso wurde mit allen gemeinsamen Aktivitäten verfahren. Es gibt keine Sitz-Gymnastik mehr. Das Singen ist gestrichen, ebenso gemeinsame Kaffeekränzchen oder Vorlese-Stunden, Bastel- oder Spiele-Nachmittage.


Besonders hat meine Mutter die Schließung des Frisör-Salons getroffen. Ihr Zustand nach den ersten Monaten kann nur als verwahrlost bezeichnet werden. So hat sie selbst es ausgedrückt. Die fehlende Fußpflege hat zu ihren Geh-Beschwerden verstärkend beigetragen. Die schlimmste Corona-Maßnahme ist die Einschränkung der Besuchserlaubnis sowie das Verbot, das Gelände zu verlassen. Den Insassen wird allerdings eine Art Hofgang zugebilligt. Sie dürfen draußen spazieren gehen, dies aber mit der Auflage, eine dreilagige, fest gewebte und eng anliegende Baumwoll-Maske zu tragen an der ansonsten frischen Luft wohlgemerkt. Außerdem müssen sie den Abstand von anderthalb Metern einhalten, sollten sie beim Hofgang auf einen anderen Insassen stoßen. Die Alten, die draußen mühselig ihren Rollator vor sich
herschieben, hecheln bedenklich.


Das Restaurant wurde geschlossen, ebenfalls der Krämerladen. In den letzten Wochen gab es einige Erleichterungen, also die Haftbedingungen wurden ein wenig gelockert. Der Frisörsalon wurde wieder eröffnet, ebenso das Restaurant und der Krämerladen. Alles ist aber nur mit den hauseigenen, luftdichten, weißen Baumwoll-Masken zu betreten. Ein Attest, von ihrer Ärztin ausgestellt, aus dem hervorgeht, dass sie von der Masken-Pflicht aus medizinischen Gründen befreit ist, wird nicht akzeptiert! Besuche dürfen nur unter besonderen Auflagen zu beschränkten Zeiten von erst einer bestimmten, dann auch sogar von zwei Personen im Freien erfolgen. Der Zutritt zum Haus zu den Zimmern - den Zellen - ist nach wie vor strengstens untersagt. Es soll aber Sondergenehmigungen geben.


An dieser Stelle sei angemerkt: Die häufigste Todes-Ursache ist Einsamkeit! Das Angebot, bei meinem Mann und mir zu wohnen, wenn auch nur vorübergehend, lehnt meine Mutter ab. Sie möchte in ihrem Pflegeheim bleiben und hofft, dass der Spuk bald vorbei sein wird, und schließlich fallen dort ja keine Bomben.


Ich habe sie gefragt, ob sie - angenommen mal, es kursiere tatsächlich ein lebensgefährlicher Virus -, ob sie unter solchen Bedingungen lieber weiter allein essen würde oder mit den anderen zusammen auf das Risiko hin, sich anzustecken und am Virus zu sterben. „Kind,“ sagt meine Mutter, „ich bin 88 Jahre auf dieser Welt, und ich möchte wieder mit den anderen essen!“


Sie möchte auch uneingeschränkt Besuche empfangen in ihrem Zimmer und gemeinsame Veranstaltungen erleben. Und das ist es eben, was sie will: Leben bis sie eben stirbt, sei es an einem Virus oder weil das Herz nicht mehr schlagen mag.


Und das sollten auch all diejenigen tun, die sich rühmen, die Alten schützen zu wollen, sie fragen, die Alten, ob überhaupt und wenn ja, wie sie geschützt werden möchten. Wo bleibt denn sonst die Würde des Menschen. Hat die ein Verfallsdatum?


Meine Mutter klagt nicht, na ja, manchmal weint sie doch. Panisch reagiert sie auf Masken, die ihr aufgezwungen werden sollen. Es fallen ja immerhin keine Bomben.

 

Aber ich, ich klage an:
Frau Merkel, meine Mutter hat sie immer gewählt, wenn auch nunmehr zum letzten Mal, und wie behandeln Sie sie?! Schämen Sie sich! Ich empfehle Ihnen, sich als Selbstschutz-Maßnahme eine Maske aufzusetzen, bevor Sie in den Spiegel sehen.
Ich klage an den Bürgermeister von Hamburg und alle weiteren verantwortlichen Politiker und ihre Helfershelfer!
Wir brauchen einen Corona-Untersuchungsausschuß!
Schützt euch selber!

 

Angela R., 64 Jahre

 

 

25.07.2020

Ich bin infiziert. Nicht durch Covid 19, sondern durch die Angst.

 

Seit Monaten wird mir jeden Tag auf jedem Kanal zu jeder Uhrzeit gebetsmühlenartig mitgeteilt und mit entsprechenden Bildern, Graphiken und Statistiken noch bildlich untermauert, wie gefährlich Corona sei, dass ich entweder selbst daran bald sterben würde oder zumindest schwer erkranken könne oder dass ich andere Menschen anstecken könne, die daran dann versterben oder zumindest schwer erkranken würden. Und dies wird noch durch entsprechende Terminologien angefeuert, so wie gestern z.B. in den Tagesthemen in einem Kommentar, wo von „Ansteckungsopfern“ gesprochen wurde, die von Urlaubsrückkehrern aus dem Ausland angesteckt werden könnten.

 

Auf einmal wird im Zusammenhang mit einer Erkrankung, mit Covid 19, von Opfern und damit auch von Tätern gesprochen. Menschen werden kriminalisiert, die das Virus haben und womöglich einen anderen Menschen anstecken könnten. Und wenn jemand erkrankt, muss dann ja auch zwangsläufig irgendwie eine Schuld vorliegen, dass der sich nicht an die Regeln gehalten hätte, etwas falsch gemacht hätte in seinem Verhalten oder so, weil sonst könnte das ja gar nicht sein, dass jemand erkrankt und dann noch jemanden ansteckt.

 

All das macht mich gerade krank. Und ich muss aufpassen, dass mich diese Angst nicht zerfleischt und auffrisst und nichts mehr von mir übrig bleibt als eine Hülle ohne Leben und Lebendigkeit, ohne Freude und Genuss.

 

Ich habe diese Woche gemerkt, wie sehr ich anfällig bin, mich immer wieder von dieser kollektiven Angst mitreißen zu lassen, mich anstecken zu lassen.

 

Am Donnerstag gab es in Hamburg einen Anstieg von Covid 19 positiv getesteten Menschen. Gab es ansonsten immer ein Mittel von etwa 0-9 täglich positiv getesteten Menschen, so stieg auf einmal die Zahl auf 24 oder so. Die Presse machte daraus ein Riesen-Bohei, meine Kollegen und auch meine Freunde waren aufgewühlt, verunsichert, wütend, erbost und ängstlich und wetterten über die vielen doch so unvernünftigen Menschen, die daran schuld seien und „wir“ nun das Ergebnis sehen, „wir“ hätten das doch beinahe schon geschafft und alle sprachen von der nächsten Welle, die nun kommen würde.

 

Und ich ließ mich ein Stück mitreißen von der Angst dieses großen „Anstieges“. Als ich die Zahl das erste Mal gehört hatte, bekam ich auch einen Schreck. Ich habe mich dabei ertappt. Und mir wurde nochmal bewusst, wie sehr mich diese Berichterstattung der Angst die letzten Monate beeinflusst hat. Bis ich anfing diese Zahl mal in Relation zu setzen. 24 neu positiv getestete Menschen auf eine Bevölkerungszahl in Hamburg von etwa 1,83 Millionen?

 

Und um es hier auch nochmal klar zu sagen. Ich leugne nicht, dass es dieses Virus gibt, an dem Menschen schwer erkranken und sterben können. Und ich selbst möchte dazu natürlich auch nicht gehören, genauso möchte ich nicht dass die Menschen, die mir am Herzen liegen daran erkranken.

 

Jeder Mensch, der daran verstirbt oder schwer erkrankt ist eine Tragödie, sowohl für die Betroffenen als auch ihre Angehörigen. Menschen werden womöglich aus dem Leben gerissen, die noch ihr ganzes Leben vor sich hatten, andere standen mitten im Leben und wollten noch so viel machen und wiederum andere haben schon eine ganze Weile gelebt und allen ist gleich, dass vermutlich alle noch eine Weile weiter leben wollten.

 

Aber das trifft eben nicht nur auf die Menschen zu, die an Covid 19 versterben. Diese Tragödien passieren jeden Tag, jede Minuten hier in Deutschland, dass Menschen versterben, aus dem Leben gerissen werden und Tragödien erleben.

 

Aber wurde jemals schon täglich, fast stündlich, ein Nachrichtenticker installiert, um über die Gefährlichkeit und Sterberate von anderen tödlichen Erkrankungen oder Ursachen, die hier in Deutschland einen noch viel größeren Umfang haben gesprochen?

 

Ich bin froh, dass das nicht passiert ist, denn in einer ständigen Angst kann ich nicht leben.

 

Im Jahr 2018 verstarben in Deutschland insgesamt 954.874 Menschen, davon schätzungsweise 345.274 Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 230.031 Menschen an Krebs, 74.000 Menschen aufgrund von Alkoholkonsums, 71.700 Menschen an Krankheiten des Atmungssystems, 27.127 Menschen aufgrund eines Unfalls, davon allein 11.960 Menschen im Haushalt….

 

Ich wäre vermutlich nicht mehr aus dem Haus gegangen oder hätte mich nicht mehr getraut mich von meinem Platz zu bewegen, hätte mich nicht mehr in ein Auto gesetzt, wäre nicht mehr auf eine Leiter gestiegen, wenn mir jeden Tag, jede Minute das Risiko des Lebens ständig vorgehalten wird, mir dies jeden Tag erzählt wird. Das würde mich nur lähmen. So wie ich mich jetzt immer wieder gelähmt fühle durch die aktuelle Berichterstattung.

 

Ob ich es will oder nicht. Covid 19 ist Teil einer von vielen Erkrankungen und Risiken des Lebens in Deutschland und weltweit geworden, an der ich sterben kann.

 

Und ich würde mir so sehr wünschen, dass diese tägliche Angstschürerei endlich mal ein Ende findet.

 

Anni, 52 Jahre